Rattenfängermuseum Hameln

Die Ausstellung erzählt als chronologischer Rundgang auf 1400 m² die Geschichte der Stadt vom Mittelalter bis heute. Narrative Räume lassen den Besucher die Geschichten anhand von zahlreichen Exponaten erleben: Hameln – im 18. Jahrhundert zur größten Festung Europas ausgebaut – hatte eine der ersten großen deutschen Automobilproduktionen und auch im 20. Jahrhundert sorgen Namen wie Bückeberg und Grohnde für ein Déja Vue bei den Besuchern.

In den Räumen der Ur- und Frühgeschichte werden alle Wandscheiben als aufgestellte Erdschichten gestaltet. Vitrinen, deren Exponate während mehrerer Epochen gebräuchlich waren, werden so integriert, dass sie diese Schichten durchdringen. Der Besucher kann die Exponate so im zeitlichen Kontext vergleichen.

Die Szenografie zum zwanzigsten Jahrhundert beginnt mit dem ersten Weltkrieg, einem Schützengraben und einem für damalige Zeiten sehr großen Gefangenenlager. Der Schützengraben hat Blickverbindungen zur Heimat Hameln und umgekehrt: So werden die Postkarten gezeigt, die die Soldaten nach Hause geschrieben haben: Bild auf der Heimatseite, Text auf der Seite des Krieges.

Während des dritten Reiches hielten die Nationalsozialisten auf dem Bückeberg bei Hameln die Reichserntedankfeste ab. Der große logistische Aufwand wird anhand der Fotos und der Ablaufpläne deutlich: Um sich von dem propagandistischen Bildmaterial eindeutig zu distanzieren, werden alle Aufnahmen hinter braunen Glasscheiben angebracht: Man kann das Foto erst betrachten, wenn man einen erläuternden Text gelesen hat. Der Gang zum Thema Judenvernichtung besteht aus 9 Schreibmaschinen, in denen Anordnungen der entsprechenden Dienststellen zu lesen sind. Die Wand darüber – zunächst noch voller Bilder und Namen – wird zunehmend leerer: Die Menschen und ihre Geschichten verschwinden einfach. An der Wand bleiben lediglich die Spuren der Bilderrahmen zurück.