jäger & jäger

Selection 2012 Interview

Selection - Germany's Finest Agencies 2012

Der 6. Band der Reihe „Selection“ präsentiert 150 ausgewählte Agenturen. jäger&jäger ist mit einer Auswahl aktueller Arbeiten auch dieses Jahr dabei und wurde für den zweiten Teil des Buches um ein Interview gebeten. Ein Auszug:


  • Was hat Sie damals zur Gründung Ihrer Agentur bewogen und was genau umfasst das Leistungsspektrum von Jäger & Jäger?

  • Nach meinem Studium 1996 habe ich direkt im Büro Rolf Müller angefangen, einem der drei renommiertesten Gestaltungsbüros zu der Zeit. Während meiner Arbeit dort habe ich gemerkt, dass danach eigentlich nur noch der Weg direkt in die Selbständigkeit führen kann. Also haben mein Mann und ich beschlossen, den Versuch der gemeinsam geführten Agentur zu wagen und ich bin als Partnerin in sein Büro mit eingestiegen. Unsere Schwerpunkte sind Corporate Design und Corporate Communication mit allen dazugehörigen Teilbereichen. Das Leistungsspektrum der Agentur ist extrem breit, es umfasst beispielsweise die Gestaltungsberatung genauso wie die Entwicklung von Designstrategien, die Implementierung komplexer Erscheinungsbilder oder die Planung und Gestaltung von umfangreichen Ausstellungen.

  • Was zeichnet Jäger & Jäger Ihrer Meinung nach aus?
    Was unterscheidet sie von Mitbewerbern?

  • Unsere Flexibilität und der Wille, diese auch in den Strategien und im Design anzuwenden, zeichnet uns aus. Unser Ziel ist es, frei von eigenen Befindlichkeiten und Tendenzen die bestmögliche Kommunikationslösung für den jeweiligen Auftraggeber zu entwickeln und umzusetzen. Das bedeutet auch, dass Arbeitsprozesse nicht standardisiert ablaufen,
sondern explizit für den jeweiligen Auftrag geplant werden und höchst unterschiedlich aussehen. Das wiederum ist zum einen ein für uns höchst kurzweiliges Unterfangen,
welches uns hoch motiviert, und zum anderen kommt es qualitativ dem Produkt zu Gute.
Wir entwickeln innerhalb der jeweiligen Gesamtkommunikation Projekte, die gleichzeitig eigenständig und doch mit einander verbunden sind. Unsere jeweiligen Designstrategien
sind sehr oft mehrgleisig, passen sich Prozessen und dem Markt daher problemlos an und ermöglichen unseren Auftraggebern, innerhalb komplexer Kommunikationssysteme
flexibel auf Veränderungen zu reagieren.

  • Welche Trends und Entwicklungen spüren Sie aktuell im Bereich „Design“?

  • Wir beobachten eine Veränderung der Wahrnehmung von Designprozessen und deren Bedeutung für das jeweilige Unternehmen. Design wird zunehmend als wichtiger Bestandteil des Unternehmenserfolgs gesehen, nicht nur als kulturelle Bereicherung. Das ist ein sehr positiver Trend, der zwar weniger das Design selbst betrifft, aber für die Zukunft die entscheidende Rolle spielen wird. Viele Unternehmen, die Designstrategien früh in ihre Planungsprozesse integrieren, sind sehr erfolgreich. Daneben beobachten wir natürlich unterschiedliche „Designtrends“, aber das sind temporäre Strömungen, die eben kommen und gehen.

  • Wie sehen Sie aktuell die deutsche Designbranche?

  • Das deutsche Design hat sich von seiner ausschließlichen Ernsthaftigkeit emanzipiert und ist humorvoller geworden. Deutsches Design wird auch international positiver wahrgenommen und bewertet. Ich persönlich bewundere z. B. die Unbeschwertheit des spanischen Designs und die große Sensibilität des japanischen Designs.

  • In Ihrer Laufbahn haben Sie für diverse Kunden Lösungen entwickelt. Können Sie uns Projekte nennen und beschreiben, auf die Sie besonders stolz sind?

  • Wir möchten auf jede unserer Arbeiten stolz sein können. Was nach Allgemeinsätzchen klingt, ist einfach unserer großen Leidenschaft für diesen Beruf geschuldet. Bei jedem Projekt packt uns der Wille zu höchster Qualität und bester Leistung für die jeweilige Aufgabenstellung. Für uns bietet jedes Thema eine Fülle von Möglichkeiten in sich, d. h. das Interesse an der Aufgabenstellung ist der erste Schritt zu kreativen Lösungen. Im Arbeitsprozess stellen wir immer wieder fest, dass die Ideen vor allem durch die intensive und analytische Auseinandersetzung mit den jeweiligen Inhalten entstehen. Praktisch bedeutet dies eine Kombination aus strengem, analytischem Vorgehen und einer kreativen, designorientierten Arbeitsweise, die im Arbeitsprozess jeweils an der richtigen Stelle und gezielt zum Einsatz kommt.

    Eines der für uns interessantesten Projekte im kulturellen Bereich war mit Sicherheit das Erscheinungsbild für das internationale Musikprojekt „into“, welches wir für das Siemens Arts Program entwickelt haben. Sechzehn herausragende Komponisten und vier Metropolen standen hier im Mittelpunkt: Jeweils vier der Komponisten lebten einen Monat lang in Istanbul, Dubai, Pearl River Delta oder Johannesburg und komponierten in Begegnung mit dieser ein Werk. Hier konnten wir uns stark mit den unterschiedlichen Ideen der Musiker auseinandersetzen und absolut kompromisslos das Erscheinungsbild und die gesamte Kommunikation gestalten.

  • Jäger & Jäger sitzt in Überlingen am Bodensee und somit nicht in einer der gängigen Kreativstädte. Was schätzen Sie geschäftlich, aber auch privat an diesem Standort?

  • Uns wurde gesagt, Überlingen sei die angehende Designmetropole des 21. Jahrhunderts, aber man hat uns falsch informiert! Wir sind aufgrund unserer sehr vielfältigen Auftraggeber sehr viel in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterwegs. Um so mehr genießen wir den Kontrapunkt dazu, den wir hier am Bodensee finden. Der Reiz und wenn man so will auch die Inspiration ergibt sich für uns aus der Mischung aus Nebel und Alpensicht.

  • Vervollständigen Sie bitte den Satz: Ein Unternehmen sollte Jäger & Jäger engagieren, wenn …

     

  • … es aus Menschen besteht, die für dieses Unternehmen „brennen“.
    … es mit Leidenschaft für sein(e) Produkt(e) und Ideen einsteht.
    … es konsequent an höchster Qualität in allen Teilbereichen seiner Kommunikation arbeiten möchte.

  • Abschließend noch eine Frage: Gibt es eine Marke, für die Sie liebend gerne arbeiten würden? Falls ja, für welche und weshalb?

  • Es gibt viele Menschen von denen wir denken, dass sie in ihrem Bereich oder für ihre Firma genauso „brennen“, wie wir für unsere Arbeit. Und mit denen wir deshalb sehr gerne arbeiten würden, weil uns die enorme Intensität dieser Zusammenarbeit reizt. Uns interessieren die Marken, die für Produkte und Dienstleistungen mit Relevanz stehen. Das „Ding“ an sich muss einfach gut sein.

  • Vielen Dank für das Gespräch.



Regina Jäger arbeitete nach ihrem Studium zunächst in München, bevor sie 1997 als Partnerin in die Agentur ihres Mannes mit einstieg. Jäger & Jäger ist eine Designagentur mit den Schwerpunkten Corporate Design und Corporate Communication. Die Agentur arbeitet für Unternehmen, wie z. B. Nils Holger Moormann, Eternit (Schweiz), Georg Fischer, Birkhäuser oder DaimlerChrysler. Zudem betreut sie auch die Kommunikation mehrerer kultureller Institutionen. Ein zusätzlicher Aufgabenschwerpunkt hat sich parallel im Bereich der Szenografie und der Ausstellungskonzeption entwickelt. Hier zeichnet die Agentur für verschiedene Museen und Ausstellungen verantwortlich. Jäger & Jäger gehört zu den meistausgezeichneten Designagenturen in Deutschland.