jäger & jäger

Fedrigoni Paper Ideas

Fedrigoni Protagonists Interview

„Fedrigoni Paper Ideas” veröffentlicht in der Rubrik „Protagonists” in regelmäßigen Abständen Artikel und Interviews mit bekannten Designagenturen. Oktober 2010 erschien das Interview über die Arbeit und die Arbeitsweise von jäger&jäger:


  • Sie sind Experten in Corporate Design und Markenkommunikation und wurden beim Joseph Binder Award als erfolgreichste Agentur 2010 aus­gezeichnet und ihre Arbeiten werden konstant prämiert. Gibt es kreativ­fördernde Maximen in Ihrer Agentur?

  • Am wichtigsten erscheint uns der unbedingte Wille zu höchster Designqualität, d.h. den Beruf des Gestalters als Berufung zu verstehen. Für uns bietet jedes Thema eine Fülle von Möglichkeiten in sich, d.h. das Interesse an der Aufgabenstellung ist der erste Schritt zu kreativen Lösungen. Im Arbeitsprozess stellen wir immer wieder fest, dass die Ideen durch die intensive und analytische Auseinandersetzung mit den jeweiligen Inhalten entstehen. Praktisch bedeutet dies eine Kombination aus sehr strengem, analytischem Vorgehen und einer kreativen, designorientierten Arbeitsweise, die im Arbeitsprozess jeweils an der richtigen Stelle und gezielt zum Einsatz kommt. Wir arbeiten je nach Projekt sehr unterschiedlich, meist, indem wir verschiedene Kreativtechniken anwenden. Die größte Triebfeder wird aber immer die Leidenschaft für den Beruf bleiben.

  • Was war beruflich Ihre größte Heraus­forderung seit Studiogründung?

  • Immer wenn ein neues (meist umfangreicheres) Projekt bei uns angefragt wird, ist dieses für diesen Moment und für die Dauer seiner Bearbeitung eine Herausforderung. Wir erinnern uns sehr oft an ein eher ungewöhnliches Ausstellungsprojekt: Im Jahr 2000 fragte uns der Geschäftsführer eines Klosters in der Nähe von Wien, ob wir nicht in den leer stehenden Gewölben des Stifts eine Ausstellung über die Wunder Jesu Christi konzipieren und gestalten möchten. Es gab keine Vorgaben und keine Exponate. Das klang nicht nur herausfordernd, sondern auch extrem spannend. Heraus gekommen ist die vielbeachtete Dauerausstellung „Wer‘s glaubt, wird selig?“. Die zweijährig erscheinenden Unternehmensbroschüren für Nils Holger Moormann sind jedesmal aufs Neue echte Herausforderungen, weil Aufträge von solcher Freiheit auch für uns nicht alltäglich sind und wir uns dabei einerseits vollkommen verwirklichen und andererseits auch komplett aufreiben können.

  • Ihr aufregendstes Projekt in den letzten Jahren?

  • Da gibt es einige, eines davon war das Erscheinungsbild für das internationale Musikprojekt „into“, welches wir für das Siemens Arts Program entwickelt haben. Sechzehn herausragende Komponisten und vier Metropolen standen hier im Mittelpunkt: Jeweils vier der Komponisten lebten einen Monat lang in einer der vier Megastädte Istanbul, Dubai, Pearl River Delta oder Johannesburg und komponierten in Begegnung mit dieser ein Werk. Hier konnten wir uns sehr stark mit den unterschiedlichen Ideen der Musiker auseinandersetzen und absolut kompromisslos die gesamte Kommunikation gestalten.

  • In welcher Branche sehen Sie innovative Kreativitätspotenziale?

  • Wir haben nicht den Eindruck, dass Kreativitätspotenziale branchenabhängig sind. Innovative Ideen müssen nicht nur entwickelt, sondern auch (an)erkannt und zugelassen werden. Dafür braucht es Leidenschaft auf beiden Seiten, sowohl beim Gestalter als auch beim Auftraggeber. Es ist aber nichts Neues, dass es immer wichtiger wird, sich durch herausragende Kommunikation zu positionieren. Es liegt an den Beteiligten selbst und daran, ob sie bereit sind, außergewöhnliche Wege zu gehen.